Issum, 2001

Erster Kontakt mit dem verantwortlichen Hochbauarchitekten:

Der neue Bungalow soll einen Vorgarten erhalten, der in konzentrierter Form die verwendeten edlen Materialien respektiert. Nach intensiven Gesprächen wurde von mir ein Entwurf erarbeitet, der wie eine Essenz zu verstehen ist:

Eine strenge Reihensetzung von nur drei Arten an Stauden bildet das Grundgerüst. Dies nimmt Bezug auf die ebenfalls geradlinige Wegeführung und die horizontale Dachkante. Der Baum, eine Mispel (Mespilus germanica) bricht hingegen geradezu anarchisch alle vorhandenen Ordnungsprinzipien.

 

Die Farbigkeit der gebeizten Holztafeln in Haustür und Garagentor findet sich im Rot der Taglilien und im Rot der herbstlichen Stängel der Wolfsmilch wieder. Das matte metallische Glänzen der Aluminium-Fensterrahmen zitiere ich mit der besonderen Rindenwirkung der Mispel. Diese schimmert in Teilen wie Messing. Die verwendeten Gräser (Panicum) nuancieren durch ihre filigrane Struktur den anthrazitfarbenen Klinker. Zur allgemeinen Freude und Zufriedenheit funktionierte die Pflanzung über viele Jahre sehr gut.

 

Erst im Jahr 2020 brach der Kunde den Vorgarten zugunsten einer im Trend liegenden Schotterfläche um. Dies mußte ich leider bei einer Besichtigung kurz danach feststellen. Als Argument wurde angeführt, die Stauden haben sich nicht nur gut gehalten sondern auch derart innerhalb des Beetes vermehrt, daß man „mehr Ruhe“ in den Vorgarten bringen wollte. Man sei nun, mit einem deutlich verringerten Anteil von Gräsern glücklicher.

 

Ich möchte an dieser Stelle auf das längst überfällige und wertvolle Buch von Kollege Tjards Wendeborg
„Der Kies muß weg – gegen die Verschotterung unserer Vorgärten“,
ISBN 978-3-8186-1045-6,
schlappe 12,00 €
hinweisen.